IMM COLOGNE 2020

Auch in diesem Jahr zeigten die Großen der Branche in Köln Neuentwicklungen und Altbewährtes in neuem Gewand. Was neben dem Thema Nachhaltigkeit noch eine Rolle spielte? Wir zeigen die wichtigsten Trends und Produkte.

AUTORIN: Catherine Hug

Bunt (natürlich viel Classic Blue), rund und bequem – auf diese drei Punkte könnte man, zumindest optisch, die diesjährige Möbelmesse runterbrechen.

Der Mut zur Farbe, der bei einigen Herstellern in eine wahre Farbexplosion am eigenen Messestand mündete, lässt auf mehr Farbenvielfalt in den Wohnzimmern der Zukunft hoffen, in denen kantige Formen eine Ausnahmeerscheinung sein werden und kaum eine Sitzgelegenheit ohne üppige Polsterung auskommt – und das auch draußen. Neben ihrem Engagement in Sachen Nachhaltigkeit zeigten einige Hersteller außerdem ihre Ideen zu den Themen Small Living und Outdoor.

BEMERKENSWERTES STANDDESIGN UND PRODUKTNEUHEITEN VON DER MESSE

ClassiCon: Handwerkliche Meisterleistung: der Bell Table von Sebastian Herkner ist nun auch als Hochtisch verfügbar. Mit einem mundgeblasenen Glasfuß in blau (im Hintergrund) wurde auch die Auswahl der Beistelltische erweitert. Ebenfalls von Sebastian Herkner: die Plissée Floor Lamp deren Lampenschirm nicht, wie zu erwarten aus plissiertem Stoff, sondern aus mundegblasenem Glas besteht.

Vier lebendige Collagen aus zeitgenössischen und klassischen Produkten zeigte Vitra an seinem Stand.

Neben den Schaukästen präsentierte Vitra die Accessoires Collection Spring/Summer 2020. Außerdem zu den Ausstellungsstücken gehörten neue Produkte von Jasper Morrison, sowie neue Varianten der Schalenstühle von Charles und Ray Eames.

Im Streifendesign setzte pulpo seine neuen Entwürfe und Limited Editions in Szene.

Das deutsche Label Akktem beeindruckte vor allem mit ihrer Roll Collection, deren rote Bank zukünftig in allen Puma-Flagshipstores zu finden sein wird. Mit einer der Sitzfläche aus rotierenden Stäben, die den Sitzenden massiert und in Bewegung bleiben lässt, umfasst die Kollektion außerdem noch Stuhl, Lounge Chair und Hocker – alle gleichermaßen für den Innenbereich und Außenbereich geeignet.

Bekannt für seine komfortablen Polsterstühle, zeigte Freifrau seinen Armlehnenstuhl Leya in verschiedenen Ausführungen.

Das von Pantone zur Farbe des Jahres ausgerufene Classic Blue wählte Montana für eine farbenfrohe Präsentation seiner modularen Möbel. Eine kleine Neuheit gab es auch: ein Mini-Modul, das sich dank seitlich platzierter Magnete mit weiteren Elementen verbinden lässt.

Auch Schönbuch präsentierte einen Teil seiner zahlreichen Neuheiten ganz in blau. Vorn im Bild das neue Daybed Charpai, neben der Sitz-Garderobe Tilda. Im Hintergrund die geometrische Spiegel-Serie Geo von Bao-Nghi Droste.

Ungewohnt farbig zeigte sich auch Interlübke mit der Farbzusammenstellung seines mit dem German Design Award prämierten Systemmöbels Just Cube.

Leuchtendes Beispiel: Neben ihrem ersten Polstermöbel (im Hintergrund) stellte das Berliner Label New Tendency den Beistelltisch Meta in neuen Farben vor. Neben neonorange und neongrün gibt es den filigranen Helfer nun auch in einem gelb schimmernden Chrom.

Auch das Standdesign von Cor zeigte mutige Farbkombinationen. Mit dem Highback-Sofa Floater und dem stapelbaren Polsterhocker Drop zeigte der Hersteller in diesem Arrangement zwar keine Neuheit, aber ein stimmiges Ensemble, nicht nur geeignet für neue Arbeitswelten.

Ein Polsterstuhl – und trotzdem unverkennbar Thonet. Dem Designer Marco Dessi gelang mit dem 520 trotz für Thonet ungewohnter Polsterung dieser Spagat mit Bravur.

TREND NACHHALTIGKEIT

Natürlich war das Thema Nachhaltigkeit auf der diesjährigen Messe omnipräsent: ob in Form von ressoucenschonenden Herstellungstechnologien, recycelten oder recycelbaren Materialien oder dem Hinterfragen des eigenen Konsumverhaltens scheint das Thema bei (fast) allen Marken angekommen zu sein. So stellt der dänische Hersteller Houe mit Falk einen Stuhl vor, für dessen Sitzschale ausschließlich Plastikabfälle aus Privathaushalten verwendet wurden, Zeitraum verfolgt mit seinem Konzept „Furniture Footprint“ Transparenz für seine Produkte und Carl Hansen setzt nicht nur weiterhin auf natürliche Materialien und Hölzer aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern, sondern auch auf lokale Fertigung und Minimierung des eigenen CO2-Fußabdrucks. Eindrucksvoll auch die Detailfreude, mit der der österreichische Naturholzmöbelhersteller Team7 seine Produkte in einem „Haus am Wienerwald“ in Szene setzte.

Wiederverwertbar: das Standdesign von Thonet, entworfen von Sebastian Herkner, besteht aus massivem Eichenholz und dem für Thonet so typischen Rohrgeflecht. Für die einzelnen Wand-Elemente des Messestands ließ der Hersteller einen eigenen Aufbewahrungsschrank fertigen. So können die Elemente auf der nächsten Messe wieder zum Einsatz kommen.

Das eigene Konsumverhalten hinterfragte das finnische Unternehmen Artek.

In einem „Eco Passport“ machte arco die für seine Tische verwendeten Materialien anschaulich.

Offenheit und Transparenz auch bei Zeitraum, der für jedes seiner Produkte einen „Furniture Footprint“ veröffentlicht.

TREND SMALL LIVING

Wohnraum als begrenztes Gut, dass es sinnvoll zu nutzen gilt: das Bewusstsein, dass Wohnen auf kleinem Raum nicht unbedingt der Verzicht von entsprechendem Wohnkomfort bedeuten muss, scheint auch bei den großen Herstellern angekommen. Neben riesigen Wohnlandschaften, die einige Aussteller auch in diesem Jahr wieder zeigten, gab es auch viele platzsparende, funktionale und filigrane Entwürfe zu sehen. So auch bei Richard Lampert, der mit seinem filmreifen Standdesign beeindruckte oder Müller Möbelwerkstätten, die neben einem neuen Regalsystem und einem Bett gleich mehrere flexible Beistelltische präsentierten.

Jacques Tatis Film "Herrliche Zeiten" inspirierte Richard Lampert zu seinem diesjährigen Messestand. Ein erhöhte Steg im Zentrum ermöglicht den Blick von oben in die Miniapartments.

Das minimalistisch gestaltete Bett NAIT von Müller Möbelwerkstätten lässt sich im Handumdrehen auf- und abbauen. Es stammt, wie auch das Anbauregal FLAI von kaschkasch.

Ein moderner und flexibler Möbelentwurf: Müller Möbelwerkstätten präsentierten auf der IMM 2020 unter Anderem das neue Regal PAL (rechts im Bild) vom Designstudio SURO.

Mit dem Kastenmöbelmodul VERTIKO hat Sascha Sartory ein vielseitig begabtes Multifunktionstalent entwickelt, das sich wahlweise an der Wand montieren oder auf den Boden stellen lässt. Mit einer großen Klappe kann das Möbel auch als Sekretär oder Minibar genutzt werden.

Mit Montana Mini präsentierten auch Montana eine neue Serie unkomplizierter Aufbewahrungselemente, die mit seitlich platzierten Magneten miteinander verbunden werden. In drei Ausführungen und 10 Farbtönen eignen sich die Module besonders für kleine Räume.

Mit dem Sofa Muud bringt auch Walter Knoll ein Sofa raus, das für kleinere Grundrisse konzipiert ist und dank filigraner Formen geradezu zierlich daherkommt.

Das nur 78 Zentimeter tiefe Sofa Floater von Cor eignet sich ebenfalls perfekt für kleine Räume.

Eine raumsparende Alternative zur Sofalandschaft: die Hocker-Serie Drop bleibt offen zu allen Seiten und ist flexibel in jeder Wohnsituation einsetzbar. Wenn mehr Platz gebraucht wird, werden die Hocker einfach übereinander gestapelt.

Tobias Grau präsentierte mit FLYING (Hängeleuchte in der Mitte) eine Leuchte für viele Einsatzbereiche. Stufenlos dimm- und höhenverstellbar in jedem beliebigen Winkel bietet sie damit auch zum Arbeiten wie zum entspannten Dinner die richtige Beleuchtung.

TREND OUTDOOR LIVING

Begrenzter Platz scheint hingegen im Outdoor-Bereich kein Thema zu sein. So präsentierten auffallend viele Hersteller raumgreifende Sitzgruppen für den Außenbereich, die sich dank komfortabler Polsterung und weichen Bezügen kaum von solchen für den Innenbereich unterscheiden. Allen vorneweg Cassina, die inmitten üppiger Grünpflanzen Entwürfe von Philippe Starck, Patricia Urquiola und Rodolfo Dordoni zeigten. Dem Outdoor-Esszimmer nahmen sich Freifrau an, die mit einer outdoorgeeigneten Leya-Version namens Leyasol einen weich gepolsterten Stuhl an die Frische Luft schicken, der auch im Innenbereich optisch eine gute Figur macht und wenig mit herkömmlichen Gartenstühlen gemein hat. Wie bereits im Jahr zuvor ergänzten sich Freifrau und Janua perfekt und teilten sich einen Stand.

Cassina goes Outdoor – eine grüne Perspektive zeichnete Cassina an seinem Stand – mit neuen Entwürfen von Philippe Starck, Patricia Urquiloa und Rodolfo Dordoni. Hier im Bild: Die Outdoor-Entwürfe Fenc-e Nature von Philippe Starck

Trampoline von Patricia Urquiola

Dine Out von Rodolfo Dordoni

Stühle für drinnen und draußen: Leyasol von Freifrau.

Mit farbenfrohen Designs überzeugte Ames an seinem Stand. Vorn im Bild: Der Maraca Lounge Stuhl von Sebastian Herkner, der sich bei seinem Entwurf von kolumbianischen Hängematten inspirieren ließ.

Ausladende Sitzlandschaften im Gewächshaus von lapalma.

BILDNACHWEIS

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