Wieviel Platz brauche ich wirklich für ein gutes Leben? Laura Larson und ihrer Familie reichen zwei Zimmer auf 54 Quadratmetern. Womit die dreiköpfige Familie deutlich unter dem bundesdeutschen Durchschnitt von aktuell 55,4 Quadratmetern Wohnfläche pro Person liegt, Tendenz steigend. Für die 33-jährige fühlt sich die kleine Wohnung dennoch nicht nach Verzicht an. Der Umzug in etwas Größeres ist vorerst nicht geplant: „Wenig Platz bedeutet auch immer die Chance sich selbst zu hinterfragen: welche Dinge machen mich wirklich glücklich?“ Und während andere nach immer mehr streben, stellte Larson vor ein paar Jahren ihren kompletten Hausstand auf den Prüfstand, um das für sie Wesentliche herauszufiltern.
Sie mistete aus, gewann Platz in ihren Schränken und nebenbei auch Klarheit über sich selbst und ihren weiteren Lebensweg. Als Ordnungscoach, zertifiziert nach Marie Kondo begleitet sie seitdem Kunden auf dem Weg zu mehr Ordnung und einem erfüllteren Leben. Für Larson sind das zwei Dinge, die einander gegenseitig bedingen: „Unsere innere Welt spiegelt sich im Außen wider, umgekehrt beeinflusst unsere Außenwelt, wie wir uns im Innern fühlen. Indem wir das Äußere aufräumen, können wir im Innern Klarheit schaffen und uns selbst näher kommen.“ Bei der Konmari-Methode erfolgt diese Annäherung über die Begutachtung jedes einzelnen Gegenstands des Besitztums und der einfachen Frage: „Macht es mich glücklich?“ Alles andere wird in Dankbarkeit verabschiedet, ausgemistet. „Der volle Kleiderschrank mit Sachen, die wir niemals anziehen, der Keller voller Gerümpel – wir alle nutzen nur insgesamt 20 Prozent aller Sachen, die wir besitzen, gleichzeitig verbringen wir im Laufe unseres Lebens ganze sechs Monate damit, nach verlegten Gegenständen zu suchen. Dabei bedeuten weniger Dinge auch eine riesige Zeit- und Platzersparnis. Es macht das eigene Leben so viel leichter.“ Doch einem minimalistischen Lebensstil scheine etwas Negatives anzuhaften, wundert sich Laura Larson, „es wird nur der Verzicht wahrgenommen, nicht aber das, was ich dadurch gewinne. Und das sind Platz und Zeit für das, was unsere Individualität ausmacht.“ Mit ihren Kunden trainiert sie den Akt des Loslassens deshalb wie einen Muskel. Die intensive Auseinandersetzung mit den eigenen Habseligkeiten bewirke nicht nur ein in Frage Stellen des bisherigen Konsumverhaltens, sondern führe meist auch zu einem grundsätzlichen Bewusstseinswandel: „Es ist wie ein Akt der Befreiung, der sehr viel Energie freisetzt“, so Larson, die mit ihrer Erfahrung das Projekt Heymat von Ingo Pott als Beraterin in Sachen Minimalismus unterstützt. Hier definiert sie im Vorfeld die notwendigen Stauraumgrößen der geplanten Wohneinheiten und steht künftigen Mietern, die sich verkleinern möchten, beratend zur Seite. Immer mit dem Ziel, sich von überflüssigem Ballast zu trennen und so ein glücklicheres und leichteres Leben freizulegen.