Durch experimentelle Architektur zukunftsweisende, praktische und kosteneffiziente Lösungen für den Massenwohnungsbau zu entwickeln – die Ansprüche an das Case Study House Program, das kurz nach Kriegsende von der Zeitschrift „Arts & Architecture“ ins Leben gerufen wurde, waren hoch. In einer Zeit des Umbruchs entstanden so insgesamt 36 Entwürfe von teils renommierten Architekten wie Richard Neutra, Charles und Ray Eames oder Pierre Koenig. Viele von den etwa zwei Dutzend realisierten Entwürfen gelten heute als architektonische Ikonen, die neue Maßstäbe in Design und Funktionalität setzten.
ZWISCHEN DRINNEN UND DRAUSSEN LIEGT DIE FREIHEIT
So zeichnet sich das Bailey House (Case Study House #20) von Richard Neutra durch seine elegante Einfachheit, funktionale Gestaltung und die nahtlose Verbindung von Innen- und Außenräumen aus. Es gilt als Beispiel für die modernistische Architektur und Neutras Prinzipien des “biorealistischen” Designs, das die Bedürfnisse der Bewohnerschaft und deren Beziehung zur Umgebung in den Vordergrund stellt – als eine Symbiose aus Funktionalität, Schönheit und Menschlichkeit. Der niedrige Bungalow, der von der Straße aus eher bescheiden wirkt, offenbart im Innern eine ungeahnte Großzügigkeit: Ausufernde Glasflächen und Schiebetüren sowie ein offener Grundriss vermitteln ein Gefühl von Freiheit und Offenheit. Wohnund Schlafräume sind optisch wie konstruktiv mit dem Garten verbunden, was die Harmonie zwischen Mensch, Raum und Natur fördert und sich positiv auf das Wohlbefinden der Bewohnerschaft auswirkt. Auch auf deren künftige Bedürfnisse ging Neutra bereits in der Entwurfsphase ein: Die junge Familie wünschte sich ein mitwachsendes Zuhause. So war das kompakte Haus dank der Verwendung einfacher, modularer Materialien anfangs vergleichsweise kostengünstig zu haben, drei Anbauten folgten im Laufe der Jahre.